So, Leute, das Programm ist absolviert. Insgesamt 16 Stunden auf den Beinen, davon allein 13 auf dem Messegelände. Wie es dazu kam? Yngwie Malmsteen, dieser arrogante Ferrari-Sammler und begnadete Gitarrist, gab im Anschluss an die Messe einen Gratisgig in neuer Besetzung mit Ripper Owens am Mikro. Die Karten waren zwar limitiert, aber dafür gratis, und irgendwie hatten wir das Glück, die nötigen Tickets für mich nebst Kumpels aus verschiedenen Quellen zusammenzukratzen. Aber dazu später mehr.
Neben allerlei tollen Instrumenten (so eine Messe ist purer Masochismus angesichts des leider eingeschränkten Giro-Kontos) gab's natürlich auch wieder massig Gelegenheiten für Meet'n'Greets, was an den Fachbesuchertagen gottseidank recht entspannt ist.
Hier ein paar Impressionen:
Gus G. von FIREWIND zeigte einsam auf der Bühne zu Playback-Drums, was 'ne Harke ist. Publikum war gering, denn jeder erwartete Magnus Rosen, den es aber irgendwie inkognito in irgendeine Halle verschlagen hatte.... Sehr netter Power/Speed, sollte man mal reinhören. Vor allem kam das geil, weil kurz vorher noch der ANNIHILATOR-Drummer zeigte, was 'ne verdammte Harke ist.
'ne echte Clinic gab Jeff Loomis von NEVERMORE. NEVERMORE sind für mich nicht gerade der Bringer, aber Loomis hat echt paar geile Tricks drauf. Netter Kerl übrigens.... wollte unbedingt mit mir aufs Foto
Ja, totaler Metal. Da baut jemand Klampfen komplett aus Alt- und Neueisen. Klingen total scheiße, sehen aber cool aus. Wer's braucht...
Apropos Eisen und sonstiges Blech: erkennt jemand den dürren Herrn dort unten wieder? Ja, genau! Das Dronjaksche Oscarchen. Ohne Blechhülle erkennt man ihn kaum wieder - normalerweise hat der doch immer zig Raviolidosen an:
Den Posing-Wettbewerb mit Kerry King hatte ich ja schon letztes Jahr verloren. Also blieb's diesmal bei einem kurzen Shaking-Hands ohne Grimassen.
Ebenfalls mächtig entspannt: David Vincent von MORBID ANGEL. Wie man allerdings auf die Idee kommt, mit Latex-Bühnenklamotten auf der Messe aufzu"kreuzen" (darf man das so überhaupt bei einem evil Deathmetaller sagen?), das erschließt sich mir nicht. Dürfte gut geölt haben, der böse Mann. Aber Hauptsache Haltung gezeigt
Ja und der Schmier.... sieht aus, als hätte er mich dolle lieb. Dabei hab ich ihm nur ein Autogramm gegeben und ihm angeboten, mit DESTRUCTION mal im Vorprogramm von COMPLEX RANGE zu spielen. Da war er ganz glücklich und schloss mich in die Arme.
Naja, vielleicht war's auch irgendwie anders.... aber es
hätte ja auch so sein können
Tja, und der gute Yngwie, der war irgendwie das dicke Ding der diesjährigen Messe. Zuerst gab's mittags bei Fender 'ne Clinic. Massen wollten ihn sehen, nur 100 durften rein. Was manch einem Ordner der eigens für Yngwie anwesenden Security endlich mal den Spass einräumte, die Leute im Auftrag eines unberechenbaren Egomanens rumzudirigieren. Da fühlte sich mancher gaaaaaanz groß. Arme Teelichter, sind'n Fliegendreck im Angestelltenverhältnis über 5 Ecken zu einem Superstar, und weil sie als Unteroffizier die Haare verloren hätten, sind sie halt stolze Security geworden. Naja, was soll's. Nachdem ich wartend 30 Minuten lang die Aufspielerei stoisch ertrug, kam ich dann im Menschenstrom doch noch durch die luxuriöse Kordel, die das Volk von Yngwie trennte. Dort überall Herren mit Knopf im Ohr - bloß keine Videoaufnahmen, und natürlich auch kein Blitzlicht. Dafür sorgte Fender, dass das Licht (wie auch später beim Konzert) quasi völlig Foto-untauglich war. Yngwie selbst wichste sich dann 30 Minuten einen vom Griffbrett. Abgesehen davon, dass er sich 3x verspielte (mitgezählt!) war es schon recht imposant. Sogar recht gut gelaunt war er - als auf seine Aufforderung, ihm ruhig Fragen zu stellen, erst einmal Stille war, erbarmte sich ein Clown und rief von hinten: "What time is it?". Die Clinic ging trotzdem weiter - in seinen besten Diva-Tagen hätte er nach solchem Frevel das Handtuch (pardon, "die Gitarre") geschmissen und erst mal ein Hotelzimmer zerlegt. Bisschen fett ist er geworden:
Abends war er dann natürlich erst einmal wieder der Superstar. Eine Stunde warten bis zum Einlass, eine Stunde drin dumm rumstehen. Dann noch komische Rockabilly-Töne, wirre Worte über das Gretsch-Jubliäum und die Fender-History eines total unfähigen Moderators, aber dann ging's tatsächlich los. Zwar war der Abend in Songs unterteilt, aber im Prinzip lief's auf ein 90-minütiges Gitarrensolo hinaus. Bis zu 3x pro Song wechselte Yngwie die Klampfe, poste mächtig oldschool, und ließ neben sich im Rampenlicht nur noch Ripper Owens gelten, der natürlich prächtig bei Stimme war. Die Forderung nach 'Breaking The Law' aus dem Publikum wollte er dennoch nicht erfüllen - der Chef wäre sicher unterfordert und sauer gewesen. Am Schluss des Gigs gab's noch massig Lärm, Yngwie drückte alle Effektpedale, schrubbte die Gitarre über die (ausgeschalteten) Marshall-Stacks und war kurz davor, die Klampfe zu zerhacken. Blieb aber dann doch bei abgerissenen Saiten, aber er hat bei Ritchie Blackmore gut abgeguckt, was diese Trips betrifft. Posing like hell... inkl. Zungenspiel und allen möglichen Verrenkungen. Der arme Roadie musste 'ne gute Haftpflicht haben, weil die arme Sau die Klampfen manchmal per 3-Meter-Wurf entgegennahm....
So, ich leg jetzt die Füße hoch.
Opa