Autor Thema: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?  (Gelesen 9056 mal)

Offline Odin

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Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« am: Oktober 11, 2009, 01:58:50 Nachmittag »
Seit bald 15 Jahren fahre ich Metal auf einer ganz netten HiFi-Anlage, die im Kern aus einem Marantz PM66SE (bis letztes Jahr, seit dem Sony F870ES) Vollverstärker und 3-Wege Bassreflex-Standboxen von MB Quart (QL SP X4) besteht. Wer schon mal hier war, weiß was die Kombo an Druck generieren kann - und dabei meiner bescheidenen Meinung nach auch noch sehr gut klingt. Seit ein paar Tagen habe ich nun neue gebrauchte Boxen angeschlossen: Audioplay Charly. Rund, höher und größer im Durchmesser, große Bassmembran (26cm) auf der Oberseite.

Der erste Eindruck war enttäuschend, denn Druck erzeugen diese nominell sehr hochwertigen Boxen erst deutlich später als die MB Quart. Der zweite Eindruck ist: Ja, die klingen deutlich dünner, aber auch klarer. Der Sound ist differenzierter, die Basswiedergabe spielt nicht in das primäre Klangbild rein, weil die sowieso ortungsunabhängigen Frequenzen sich nicht in gleicher Abstrahlrichtung einmischen. So werden gute und schlechte Produktionen viel deutlicher unterscheidbar, ein schwacher Mix irgendwie noch schneller entlarvt. Unabhängig von der eigentlichen Musik stellt sich eine aufwändig produzierte, aktuelle Scheibe von MANOWAR (Galaxy Studios...) zum Beispiel wirklich stark da auf den Dingern, spürbar besser als auf den MB Quart. Bei ruhigerem Stoff hört man noch besser die Finger über die Seiten streichen, als säße man daneben und es gäbe keine PA.

Aber trotzdem - im Alltag machen die Dinger weniger Spaß. Deshalb bin ich hin und her gerissen, ob ich die dran lasse oder wieder zurück wechseln soll. Hmpf.
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Offline Opa Steve

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #1 am: Oktober 11, 2009, 07:45:23 Nachmittag »
Ich habe die Charlies noch nie gehört (finde sie sogar noch hässlicher als meinen Eigenbau  :icon_mrgreen: ), aber hast du dich mal gefragt, was du willst? Willst du Druck oder Auflösung? Die Konstruktion der Charlies hat auf jeden Fall viele Vorteile gegenüber den üblichen Standboxen, und ein direkt abstrahlender Bass ist immer bisschen mies. Von daher gesehen kommt der Charlie-Aufbau dem Ideal einer Punktschallquelle auf jeden Fall näher, weil die abstrahlende Fläche minimiert wurde. Gut für die Auflösung.

Es gibt ein paar simple Regeln: je besser der Klang umso schlechter der Schalldruck. Eine lineare Box hat niemals den Schalldruck wie eine 08/15-Box. Letztere werden (mit Bassreflex-Tricks) schön auf Schub getrimmt, indem sie von 80-100 Hz auf Resonanz gehen. Denn das ist der Druckbereich, und der Druck wird sich durch ziemliche Phasenprobleme erkauft. Tiefbass hingegen erzeugt keinen Druck, deswegen klingt eine lineare Box niemals so spektakulär.

Ist halt so. Ich hab mal 'ne Apogee Diva live gehört - mit eine der besten (und schwierigsten) Boxen überhaupt. Das war mein erster frustrierender Kontakt mit High-End. Und meine (zwar nicht highendigen, aber komplett auf Linearität gerechneten) Boxen waren auch eine Umgewöhnung, als ich mich von der Bassreflex-Standbox verabschiedete. Genau wie du sagtest: schlechte Produktionen (= Mehrheit) hört man sofort. Aber die Guten lassen die Sonne scheinen. Und der Messschrieb allein ist schon glücklichmachend (vor allem beim erfolgreichen Eigenbau). An den Klang gewöhnt man sich - gib dir einfach mehr Zeit, und mach halt insgesamt bisschen lauter - das hilft  :coolgr: . Schade ist nur, dass Metal so oft miserabel produziert ist. Meine am Besten klingenden Scheiben kommen von Björk und Faun.....

Opa Fledermausohr

P.S.: ich hab noch deinen Hörtest hier irgendwo rumliegen  :pleased:

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #2 am: Oktober 11, 2009, 08:38:49 Nachmittag »
Ich höre gerne über Kopfhörer (ein recht günstiger AKG K512; klingt für meine Ohren aber gut). Oder in-ears für unterwegs (AKG K324P, Klangwunder)
Was habt Ihr für welche bzw würdet ihr empfehlen?
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Offline Lestat

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #3 am: Oktober 12, 2009, 12:09:35 Vormittag »
Sry des, dass ich nochmal auf obiges Thema eingehe ;).

Ich habe diesen Sommer auch aufgerüstet - nach dem inzwischen nicht mehr ganz gut funktionierenden Yamaha AX 900 und dem billig-DVD-Spieler habe ich jetzt folgende Kombination:
Boxen: Lua 4/3 D (3 Wege, zwei Tieftöner a 19,5 cm)
Verstärker: Lua 4545L (Röhre, zweimal 45W)
DVD-Spieler: marantz dv 7600

Ich hab mich auch für die Defferenzierbarkeit entschieden. Wobei ich sagen muss, dass die Metalscheiben zwar selten wirklich gut produziert sind (positive Ausnahme ist z.b. Rhaphsodys "the dark saga"), aber ich bisher auch fast keine bekommen habe, die so schlecht war, dass ich sie kaum anhören konnte (also was die Produktion angeht). Was halt auffällt: wenn einfach überproduziert wurde und der Sound zwar druckvoll aber einfach nur noch flach daherkommt (wie auf der "from afar" von ENSIFERUM).

Da ich das Ding jetzt noch nicht so lange habe,bin ich noch auf der Suche, welche CDs wirklich gut sind...Definitiv gut sind von PERSEPHONE "Letters to a Stranger" und oben erwähnte Rhaphsody.

Offline Opa Steve

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #4 am: Oktober 12, 2009, 07:42:44 Vormittag »
Boxen: Lua 4/3 D (3 Wege, zwei Tieftöner a 19,5 cm)

Oh, deutsche Wertarbeit?  :icon_biggrin:  Da brauchst du aber ein recht großes Zimmer bzw. Abstand von der Box (oder eine perfekte Hörposition).

Zitat
(positive Ausnahme ist z.b. Rhaphsodys "the dark saga")

Spontan fällt mir noch von Grip Inc. die "Solidify" ein. Wie wär's, wenn wir einen Thread abspalten "Metal-Produktionen für Hifi-Freaks"  :coolgr:

Zitat
, aber ich bisher auch fast keine bekommen habe, die so schlecht war, dass ich sie kaum anhören konnte (also was die Produktion angeht).

Du bist ja auch noch jung  :arsch:  Hör dir mal die Scott Burns Produktionen vom Anfang der 90er an - bah pfui, grausig nasal. Oder die spätachziger Scheiben aus der Anfangszeit der Digitalstudios, die dann für LP noch in den Bässen total beschnitten wurden.

Opa

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #5 am: Oktober 12, 2009, 07:47:32 Vormittag »
Ich höre gerne über Kopfhörer (ein recht günstiger AKG K512; klingt für meine Ohren aber gut). Oder in-ears für unterwegs (AKG K324P, Klangwunder)
Was habt Ihr für welche bzw würdet ihr empfehlen?

Ich müsste jetzt ins Studio runterlaufen und nachgucken. Für unterwegs hab ich In-Ears von Panasonic, im Studio 'nen geschlossenen AKG. Ist aber schon älter, hat schon Schuppen vieler Sänger ertragen müssen, und die Polster lösen sich langsam auf. Wird nach 10 Jahren langsam Zeit für 'nen Neuen.

Persönlich zum Musikhören mag ich Kopfhörer nicht sonderlich. Klingt auf Dauer ermüdend, denn viele Produktionen (gerade mit harten links/rechts-Trennungen) klingen unnatürlich, weil sie eigentlich den Hörraum zur Ortung voraussetzen.

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Offline Odin

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #6 am: Oktober 12, 2009, 08:46:21 Vormittag »
Tja, das ist ja gerade die Frage, was ich eigentlich will... Spaß im Alltag scheint schwer mit Genuss im Einzelfall vereinbar. ;)

Schönheiten sind die Charlys wirklich nicht, nein. Der Klang glänzt auch in der Tat eher mit Material, das ich hier besser nicht erwähnen sollte - aber ich bin da ja schmerzfrei ;), also: Mika, Emiliana Torrini (ja, die mit Jungle Drum... der Rest vom Album ist aber anders und gerade da klappt schon eher die Kinnlade runter, weil man meint, mit den Musikern im Studio zu sitzen).

Kopfhörer habe ich ähnlich alte Sennheiser HD-irgendwas, die leider Wackelkontakte beidseitig in der Kabelage haben, aber die benutze ich eigentlich eh nicht mehr, seit ich keine Nachbarn mehr habe.  :icon_mrgreen:

HiFi-taugliche Metal Alben, ja, da könnte man mal bisschen stöbern. Neue Manowar wie gesagt sind durchaus ordentlich, denke ich. Ansonsten würde ich mal in der Prog-Ecke schauen.
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Offline Lestat

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #7 am: Oktober 12, 2009, 02:55:52 Nachmittag »
Boxen: Lua 4/3 D (3 Wege, zwei Tieftöner a 19,5 cm)

Oh, deutsche Wertarbeit?  :icon_biggrin:  Da brauchst du aber ein recht großes Zimmer bzw. Abstand von der Box (oder eine perfekte Hörposition).
Jepp, von unten vom Bodensee. Ne Manufaktur, in der der Chef selber jedes Teil abnimmt, das die Hallen verlässt. Das volle Potenzial kann ich wohl mangels Platz auch grad noch nicht ausnutzen...aber ich bleibe ja nicht ewig in meinem kleinen WG-Zimmer, und sowas ist ne Investition in die Zukunft. Wollte nicht was mittelprächtiges anschaffen und in zwei Jahren wieder nachrüsten müssen.

Zitat
Zitat
(positive Ausnahme ist z.b. Rhaphsodys "the dark saga")

Spontan fällt mir noch von Grip Inc. die "Solidify" ein. Wie wär's, wenn wir einen Thread abspalten "Metal-Produktionen für Hifi-Freaks"  :coolgr:
ja, wäre eigentlich eine gute Idee. Oder allgemeiner mit Werken die sich lohnen, muss ja nicht nur Metal sein. Siehe Emilia Torrini. Norah Jones ist auch nicht ganz verkehrt...vll. sollten wir die Diskussion dann aber intern führen? Nachher hält man uns nicht mehr für Tr00e :D.
Stichwort Progecke von Odin: Riverside machen sich ganz gut. Dream Theater hab ich noch nicht aufgelegt.
Edit: Definitiv gut gemacht hat sich Blind Guardians "A Night at the Opera" heute morgen.

Zitat
Zitat
, aber ich bisher auch fast keine bekommen habe, die so schlecht war, dass ich sie kaum anhören konnte (also was die Produktion angeht).

Du bist ja auch noch jung  :arsch:  Hör dir mal die Scott Burns Produktionen vom Anfang der 90er an - bah pfui, grausig nasal. Oder die spätachziger Scheiben aus der Anfangszeit der Digitalstudios, die dann für LP noch in den Bässen total beschnitten wurden.
Ja, das stimmt wohl.

@Odin: Bei der Emilia muss ich gleich mal reinhören, meine Mitbewohnerin hat die seit neuestem...Grad eben läuft Gossip....oh Gott, ich bin auf Abwegen...:D.

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Now playing: Gossip - [Music For Men #10] Love And Let Love   [foobar2000 v0.9.6.8]
via FoxyTunes
« Letzte Änderung: Oktober 12, 2009, 03:00:55 Nachmittag von Lestat »

Offline Odin

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #8 am: Oktober 12, 2009, 03:16:51 Nachmittag »
Jetzt machst du mir Angst... ;)
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Offline Lestat

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #9 am: Oktober 12, 2009, 03:36:12 Nachmittag »
Zum Ausgleich läuft dann immer wieder zwischengestreut irgend n hartes Zeug...Insidous Disease (Youtube machts möglich), Chthonic oder so.

Offline Odin

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #10 am: Oktober 20, 2009, 09:00:53 Nachmittag »
Bei mir hat jetzt übrigens Praxis über Theorie gesiegt: Die MB Quarts sind wieder angeschlossen, die Audioplay-Tonnen erstmal zur Seite geräumt. Es macht einfach wenig Sinn, toll differenzierende Boxen zu haben, die aber hauptsächlich Stoff spielen, der davon und damit nicht lebt. Alltagstauglichkeit geht vor - und schlecht klingen die Dinger ja nun auch bei weitem nicht. ;)
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Vikingsgaard

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #11 am: Oktober 21, 2009, 07:03:46 Nachmittag »
Mal kurz zu den Abwegen, von dem anderen Kram hab ich eh keine Ahnung, gibt nur laut u. leise, viel Bass u. noch mehr Bass!  :biggrin:

Wer die Gelegenheit hat, sollte sich mal V.A.S.T. zu Gemüte führen, speziell die CD "Music For People". Geniales Ein-Mann-Projekt, hab leider lange nix mehr von ihm gehört...  :'(

Offline des

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Re: Lautsprecher: Bums oder Differenzierung?
« Antwort #12 am: Oktober 22, 2009, 10:33:31 Vormittag »
Ich habe mir damals (ist sicher schon 10 Jahre her), als ich die Anlage gekauft habe, einen Satz Boxen dazuverhandelt, Jamo Studio 180 (3-Wege Standboxen; keine Ahnung was die kosten würden), ohne damals zu bedenken, dass die eigentlich nicht Mehrparteienhaus-kompatibel sind   :icon_twisted:
Die sind ziemlich auf Bums ausgelegt, Details gehen bei aufgedrehtem Bass gerne verloren. Ich drehe daher den Bass meist zurück.
« Letzte Änderung: Oktober 22, 2009, 10:35:55 Vormittag von des »
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